Das Bild als Fenster zur Seele
Das Bild als Fenster zur Seele. In der Kunstgeschichte kennt man dies seit langem, so drückten sich in den Bildern von Vincent van Gogh seine psychischen Probleme aus. Farben standen symbolisch für Gefühle, Symbolsprache verwandte er für Dinge, die er nicht mit Worten ausdrücken konnte. Bilder als Fenster zur Seele und vor allem auch als Selbstheilungsprozess der Psyche gibt es derzeit auch in der Aula des Landratsamtes Straubing-Bogen im Rahmen der Ausstellung „Schutz und Unterstützung – Therapie fast ohne Worte“ des Frauenhauses Straubing zu sehen.
Barbara Hottner, ehrenamtliche Kunsttherapeutin im Frauenhaus, hatte die Idee zu diesem Projekt, bei dem besonders spannend die Bilderserie einer Frau ist, die diese vom Anfang bis zur Entlassung aus dem Frauenhaus gemalt hat. Man sieht daran, wie sich die Art während dieser Zeit geändert hat. „Bei der Kunsttherapie geht es nicht um ein schönes Bild“, erläutert Barbara Hottner ihre Arbeit. „Es sollen keine Kunstwerke entstehen, sondern es dient der Bewältigung der eigenen Erfahrungen.“
Am Dienstag wurde diese Ausstellung, auf der Bilder zu sehen sind, die Frauen während ihres Aufenthaltes im Frauenhaus gemalt haben, offiziell im Beisein mehrerer Ehrengäste eröffnet. Stellvertretende Landrätin Barbara Unger zeigte sich tief beeindruckt und würdigte auch die Arbeit der 25 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Frauenhauses, die auch außerhalb der Bürozeiten für eine Erreichbarkeit rund um die Uhr sorgen und im Jahr 2016 6.884 Stunden Notrufbereitschaft geleistet haben. „Früher wurde häusliche Gewalt in der Öffentlichkeit stark tabuisiert oder verharmlost. Diese Einstellung hat sich zum Glück geändert. Heute wird Frauen Hilfe angeboten“, so die Stellvertretende Landrätin weiter. „Häusliche Gewalt äußert sich dabei in vielen unterschiedlichen Facetten.“
Wie wichtig die Arbeit des Frauenhauses ist, machte Brigitte Messerschmitt, Vorsitzende des Vereins Haus für das Leben, deutlich: „Jede vierte Frau zwischen 16 und 85 Jahren hat schon einmal Gewalt in irgendeiner Form erfahren. Im Jahr 2016 wurden 21 Frauen und 27 Kinder im Frauenhaus aufgenommen, es gab 206 telefonische und zehn persönliche Anfragen.“ Dabei habe sich die Arbeit seit Gründung des Vereins vor 38 Jahren gründlich gewandelt: „Damals war die Ausgangssituation die Betreuung alleinerziehender Mütter und ihrer Kinder. Heute ist es Hilfsangebot für Frauen und Kinder, die Gewalt erfahren. Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe bieten.“ Dies sei aber nur dank zahlreicher Spenden möglich, wobei auch ein Dank an die nimmermüde Kuratoriumsvorsitzende Dr. Regine Langer-Huber ging, die unermüdlich die Werbetrommel rührt. „Die Zusammenarbeit mit den Ämtern läuft sehr gut“, so Messerschmitt in ihren Ausführungen. „Was uns aber etwas Sorgen bereitet, ist die schwierige Situation im Bereich der Sozialwohnungen, wo es sehr hart ist, bezahlbaren Wohnraum für die Frauen zu finden.“
Die Bilder der Ausstellung werden als Powerpoint-Präsentation auf einem großen Fernseher in der Aula des Landratsamtes gezeigt. Zusätzlich ist eine Stellwand aufgestellt, an der ein Plakat mit einer Erläuterung zur Präsentation angebracht ist. Noch bis 3. November kann die Öffentlichkeit zu den üblichen Öffnungszeiten des Landratsamtes (Montag bis Freitag 7.45 Uhr bis 12 Uhr, Montag und Dienstag 13 bis 16 Uhr und Donnerstag von 13 bis 17 Uhr) die Präsentation besichtigen. Die Besucher werden überrascht sein, wie farbenfroh die Bilder sind, die zumeist gar nichts Düsteres an sich haben, wie man vielleicht bei der Thematik vermuten könnte.
Foto: Roswitha Vaitl, die die Präsentation zusammengestellt hat, Stellvertretende Landrätin Barbara Unger, Kunsttherapeutin Barbara Hottner, Andrea Koch(Vorstandschaft Verein Haus für das Leben), Brigitte Messerschmitt (Vorsitzende Verein Haus für das Leben), Kuratoriumsvorsitzende Dr. Regine Langer-Huber und Stadträtin Hannelore Christ (von links) bei der Eröffnung der Ausstellung.