Seminar „Nachhaltiges Bauen in der öffentlichen Verwaltung“
Kreistag und Stadtrat haben dies im Jahr 2016 mit einem Grundsatzbeschluss bekräftigt und setzen ein klares Zeichen für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Während viele private Bauherren bereits wie selbstverständlich auf nachwachsende Rohstoffe und möglichst klimaneutrales Bauen setzen, besteht im öffentlichen Bauwesen noch Nachholbedarf. Warum man dies ändern sollte und welche Hürden es zu überwinden gibt, zeigte ein Seminartag für die Bauverantwortlichen bei Stadt, Landkreis und in den Gemeinden auf.
Das Netzwerk „Straubing – Region der Nachwachsenden Rohstoffe“ veranstaltete zusammen mit dem Regionalmanagement Straubing-Bogen das Seminar „Nachhaltiges Bauen in der öffentlichen Verwaltung“ und informierte dabei über die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen eines nachhaltigen Bauwesens der öffentlichen Hand. Die Referenten erläuterten sehr praxisbezogen, worauf es ankommt und wie man die Weichen auf Nachhaltigkeit stellt.
„Wir sind in der glücklichen Lage, mit Holz einen Baustoff zu haben, der weit mehr Energie speichert, als er beim Verarbeiten verbraucht“, sagt Alexander Schulze vom Netzwerk Forst und Holz und erläutert eindrücklich, dass die Voraussetzungen, um mit Holz zu bauen, in Straubing ideal seien. Alle Institutionen und natürlich der Rohstoff selbst seien direkt vor Ort. Dies zeige sich auch in der Holzbauquote, die in Ostbayern mit 30 Prozent deutlich über der gesamtbayerischen mit 20 Prozent liege. Aber auch wenn öfter mit Holz gebaut werde als wahrgenommen, so hinken die öffentlichen Bauten den privaten Holzbauten noch hinterher. Der Grund, so Alexander Schulze, sei ganz einfach: Bei der Vergabe von Aufträgen sind in aller Regel die Investitionskosten entscheidendes Kriterium, die bei Holzbauten höher als bei herkömmlichen sind. Man müsse aber die Lebenszykluskosten betrachten, um den gesamten finanziellen Aufwand realistisch einzuschätzen. Und hier schneidet der Baustoff Holz deutlich besser ab – und bietet zudem eine Reihe weiterer Vorteile, von wertschöpfenden bis hin zu gesundheitlichen Aspekten.
Den Punkt der Lebenszykluskosten griff im Anschluss Dr. Florian Schrems auf. Der Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht erläuterte die rechtlichen Grundlagen des nachhaltigen Beschaffens. Der Preis alleine sei nicht das einzige Zuschlagskriterium: Die Vergabe richte sich nach dem wirtschaftlichsten Angebot – und hierbei spielen die Lebenszykluskosten eine große Rolle. „Auch qualitative, umweltbezogene oder soziale Zuschlagskriterien können berücksichtigt werden“, heißt es dazu in der Verordnung. „Diese sollen die Diversität der technischen Lösungen, Normen und Spezifikationen wiederspiegeln“, heißt es weiter. Der öffentliche Auftraggeber kann sogar vorgeben, dass das Zuschlagskriterium „Kosten“ auf der Grundlage der Lebenszykluskosten berechnet wird. Die Problematik dabei liege laut Dr. Schrems in der Art der Berechnung, die mitunter nicht ganz einfach sei. Man müsse bereits bei der Ausschreibung alles transparent darstellen und genaue Vorgaben machen, damit jeder Bieter die geforderten Kriterien umsetzen könne.
Dass nachwachsende Rohstoffe bereits erfolgreich zum Einsatz kommen, zeigte Julia Lehmann, Dipl.-Geoökologin und Projektmanagerin für Nachhaltiges Bauen bei C.A.R.M.E.N e.V.: Ein Blick auf die technischen Daten nachwachsender Rohstoffe im Vergleich zu herkömmlichen Baustoffen bewies eindrücklich, dass die „grünen“ Materialien deutlich besser abschneiden – und zwar durchweg, von Werten zur Wärmeleitfähigkeit, Dichte, Wärmekapazität, Dampfdiffusionswiderstand etc. So bieten Naturdämmstoffe beispielsweise mitunter einen besseren Winterwärmeschutz und verhindern im Sommer ein zu starkes Aufheizen der Räume.
Genau diese Vorteile genießen bereits viele Menschen, die auf nachhaltiges Bauen gesetzt haben – oder öffentliche Einrichtungen nutzen, die auf diese Weise entstanden sind. Gernot Vallentin von der Architekturwerkstatt Vallentin GmbH in Dorfen und Kurt Hillinger vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberpfalz aus Tirschenreuth stellten anschließend konkrete Beispiele vor. Eine Kindertagesstätte in Markt Schwaben sowie das Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz sind zwei Beispiele für öffentlich nachhaltige Bauten, deren Entstehung Schritt für Schritt dargestellt wurde. „Tatsächlich sind die Kosten gar kein so wichtiges Thema, wie immer befürchtet wird, sagt Gernot Vallentin. „Wichtig ist, dass man das richtige Team hat – sowohl bei den Planern, als auch bei den ausführenden Firmen.“ Kurt Hillinger erläuterte vor allem das Thema Kosten und die Erfahrungen, die er und sein Team bei diesem politisch motivierten Bau gemacht haben: „Das Thema Holz bietet unglaublich viele Chancen – von Raumakustik bis hin zu Klimaaspekten.“ Aber auch, dass beim ALE-Bau einige Dinge nicht umgesetzt werden konnten, die heute anders gemacht werden würden. Diese seien aber dem Kostendeckel geschuldet. Die Entwicklung des nachhaltigen Bauens jedenfalls ist noch lange nicht am Ende: Viele moderne Lösungen werden in Zukunft entstehen. Die Weichen dafür sind gestellt.