Rückblick auf zehn Jahre KoKi

02. April 2020 : „Eltern und werdende Eltern haben zunehmend mehr Fragen“
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An einem runden Geburtstag lädt man sich Gäste ein. Das hat auch die Koordinierende Kinderschutzstelle des Landkreises (KoKi) anlässlich ihres zehnten Geburtstages gemacht, denn das Jubiläum war eingebettet in das Integrative Kinder- und Familienfest des Landkreises im vergangenen Sommer in Oberalteich.

Ein guter Zeitpunkt für die beiden Sozialpädagoginnen Rosi Rinkl (Landkreis Straubing-Bogen) und Andrea Bär (Stadt Straubing) um noch einmal auf 10 Jahre KoKi zurückzublicken.

2009 wurden die KoKi´s als „Netzwerk frühe Kindheit“ bayernweit in jeder Kreisverwaltungsbehörde und in jeder kreisfreien Stadt eingeführt. Ziel war es, eine niederschwellige Anlaufstelle für alle Schwangeren und Familien mit Säuglingen und Kleinstkindern im Alter von 0 – 3 Jahren zu schaffen und ein Netzwerk  der Frühen Hilfen aufzubauen.

Während die Beratung und Information von Eltern in Stadt und Landkreis getrennt voneinander laufen, erfolgt eine enge gemeinsame Netzwerkarbeit. Rosi Rinkl und Andrea Bär  koordinieren und bündeln die Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitswesen, den Schwangerenberatungsstellen, der Jugendhilfe und allen anderen Stellen, die Angebote für Schwangere und Eltern mit Kindern im Alter von 0 – 3 Jahren anbieten. Egal ob es sich um die Bewältigung des Erziehungsalltags handelt, die richtige Babypflege, das Füttern und die Förderung des Babys, den Aufbau einer emotionalen Bindung zum Kind oder der Umgang mit Stresssituationen oder  Entlastungsmöglichkeiten.

„Eltern und werdende Eltern haben zunehmend mehr Fragen“, so Rosi Rinkl, die von Anfang an dabei ist. Das gesellschaftliche Leben hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Vielfach steht kein familiäres Unterstützungssystem durch Großeltern zur Verfügung, da diese selber noch berufstätig sind. Manchmal ziehen Familien neu zu und müssen sich erst über das vorhandene Angebot orientieren oder sie suchen Kontakte. Insbesondere Frauen machen sich Gedanken wie sie Beruf und Familie miteinander vereinbaren können und die Rückkehr ins Berufsleben gestaltet werden kann. Viele Eltern machen sich Gedanken über Kinderbetreuungsmöglichkeiten und haben auch Sorgen um ihre finanzielle Situation, wenn z. B. nicht mehr beide Elternteile  in Vollzeit arbeiten können. Zudem gibt es immer wieder Situationen, wo das Leben nicht nach Plan verläuft.  Ein Baby wird viel zu früh, krank oder behindert geboren, die Eltern sind noch minderjährig, nach der Geburt stellt sich bei der Mutter eine Depression ein, und vieles mehr. „In diesen Situationen ist eine Unterstützung durch die KoKi besonders bedeutsam, denn jedes Kind sollte möglichst gute Startbedingungen ins Leben bekommen“, weiß Rosi Rinkl.

Neben Information und Beratung kann die KoKi spezielle Hilfen für die Familie anbieten. Dies geschieht durch den Einsatz von eigens ausgebildeten Familienhebammen oder Familienkinderkrankenschwestern, die in Problemsituationen für mehrere Stunden pro Woche  Unterstützung und Anleitung in der Familie geben können. Dieses Angebot ist für Eltern kostenlos. „Diese Unterstützung wird pro Jahr von mehreren Familien in Anspruch genommen“, erklärt Sozialpädagogin Rinkl, „und die Eltern sind für dieses Angebot auch sehr dankbar.“

Im Rahmen der Netzwerkarbeit mit der Stadt Straubing gibt es seit mehreren Jahren die „KoKi-Kliniksprechstunde“ auf der Geburtsstation im Klinikum in Straubing. Beide Sozialpädagoginnen informieren einmal pro Woche für zwei Stunden die frischgebackenen Eltern im Frühstücksraum der Geburtsstation. „Dieses Kooperations-Angebot zwischen der Klinik und der KoKi wird sehr gut angenommen und hat sich bewährt“, sagt Rinkl. Ferner veranstaltet die KoKi gemeinsam mit der Schwangerenberatungsstelle Donum Vitae seit mehreren Jahren eine kostenfreie Vortragsreihe im Familienhaus in Straubing. Verschiedene Fachleute referieren einmal pro Monat zu unterschiedlichen Themen rund ums Kind. Derzeit freilich müssen diese beiden Angebote für Eltern wegen der Corona-Situation entfallen.

Zur Zeit wird das Familienhandbuch für den Landkreis Straubing-Bogen von Rosi Rinkl aktualisiert und es wird im Sommer in der vierten Auflage erscheinen. Dies ist notwendig, da es regelmäßig Veränderungen bei finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten und sonstigen Angeboten gibt.

Das Familienhandbuch des Landkreises Straubing-Bogen wird allen Eltern nach der Geburt des Kindes mit einem Glückwunschanschreiben des Landrates und einem kleinen Geschenk automatisch zugeschickt. Das Familienhandbuch, das sowohl Informationen für Eltern als auch für Fachstellen bietet, ist zudem auf der Homepage der KoKi unter www.landkreis-straubing-bogen.de eingestellt. Dort können auch weitere Informationen zu Angeboten nachgelesen werden.

Insgesamt sehen Andrea Bär und Rosi Rinkl die KoKi als großes Erfolgsmodell. „Es ist ein wichtiges und kostenfreies Angebot für Eltern, dass sich über die Jahre ständig weiterentwickelt hat. Besonders bedeutsam ist dabei das Netzwerk im Sozialraum. Oftmals werden Eltern durch Netzwerkpartner auf das Angebot der KoKi aufmerksam gemacht bzw. die KoKi kann Eltern an Angebote anderer Stellen vermitteln, sofern diese das wünschen“, betonen beide unisono.

„Das Wohl unserer Kinder ist das Wichtigste“, sagt Landrat Josef Laumer. „Durch die Hilfe und die Zusammenarbeit aller steht ein Netzwerk zur Verfügung, dass ein breites Unterstützungsangebot für unsere Familien und Kinder bietet. Und darüber sind wir sehr froh“.

Aufgrund der Corona-Situation können derzeit auch keine persönlichen Beratungen im KoKi-Büro erfolgen. Das KoKi-Büro ist aber besetzt und die Beratungen können  telefonisch erfolgen. Die Sozialpädagogin Rosi Rinkl ist unter der Telefonnummer 09421/973-219 oder unter der E-Mailadresse: koki@landkreis-straubing-bogen erreichbar.

Foto: Andrea Bär (links) und Rosi Rinkl.