„Die Höhle der Löwen“ unter wissenschaftlichen Aspekten und höchst professionell auf Hochschulniveau

11. Juli 2022 : Was hinter dem BITZ Oberschneiding mit der Silicon Valley School steckt und warum es bereits europa- und weltweit für Aufsehen gesorgt hat
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Sie ist mittlerweile eine der erfolgreichsten Fernsehshows in Deutschland: In „Die Höhle der Löwen“ stellen Erfinder, kreative Köpfe und Kleinunternehmer ihre Innovationen Investoren vor. Und hoffen auf den großen Deal, um ihr Produkt in den Markt zu bringen.

Das Ganze gibt es auch im Landkreis Straubing-Bogen – allerdings unter wissenschaftlichen Aspekten und höchst professionell auf Hochschulniveau mit bereits mehreren Auszeichnungen. Die Rede ist vom BITZ (Bayerisches Innovations Transformations Zentrum) Oberschneiding mit der Silicon Valley School.  Die Transformation eines neuen Produktes oder eines Forschungsergebnisses in ein erfolgreiches Unternehmen mit Invest- und/oder Marktreife – das ist das Ziel dieser Außenstelle der TH Deggendorf unter dem wissenschaftlichen Leiter des BITZ und Gründer und Leiter der Silicon Valley School, Prof. Peter Schmieder.

„Das Programm richtet sich an Erfindungen und Innovationen, die mindestens Prototypstatus haben und bzw. oder mit denen bereits erste Umsätze erzielt wurden, also eine erste Marktreife bereits vorliegt“, erläutert Prof. Schmieder. Im neunmonatigen Silicon Valley Program am BITZ sollen die Teams dann mit ihren Produkten und Ideen komplette Markt- bzw. Investmentreife erreichen. In Fachworkshops und durch individuelle und intensive Betreuung durch Mentoren und Netzwerke – unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Mentoren und Hochschulen aus dem Silicon Valley wie Prof. Dr. Tobias Strobl, Geoff Baum, Berkeley SkyDeck und der Santa Clara University – soll dies gelingen. Die Verbindung zum Silicon Valley ist kein Zufall. Denn das Gebiet in Kalifornien ist bekannt für seine zur Marktreife gebrachten Innovationen – Apple, Google, Tesla oder Facebook sind nur die herausragendsten von vielen Beispielen. Die Orientierung an den USA bietet sich also an. Schon alleine deshalb, weil übrigens auch die „Die Höhle der Löwen“ keine deutsche Einführung ist. Der deutsche Ableger orientiert sich am bereits seit vielen Jahren bestehenden Format „Shark Tank“ – natürlich aus den USA.

Dass man aber bereits mit dem BITZ auf sich aufmerksam machen konnte, machen einige Auszeichnungen deutlich. Der jüngste Erfolg: Platz zwei unter rund 1.000 Hochschulen beim WURI-Ranking 2022 in der Kategorie „Entrepreneurial Spirit“ (Unternehmergeist). Das WURI-Ranking steht für „World’s Universities with Real Impact“. „Es hat sich bei den Universitätsrankings in den letzten Jahren einiges getan, wir sind jetzt in einer dritten Stufe: Ganz am Anfang ging es eher um die Lehre. Dann um die Lehre und Forschung. Patente, Nobelpreise – das waren früher die Kriterien. Das hat sich jetzt in einer dritten Stufe geändert: Es geht bei diesem Universitätsranking auch um die konkrete Umsetzung“, erklärt Prof. Schmieder. Die Transformation von Forschung und Lehre in Unternehmertum also. Und gerade in diesem Bereich liegt die Stärke der Außenstelle der TH Deggendorf im Straubinger Landkreis. Damit besetzt man ein wichtiges Feld. Denn seit Jahren liegt Deutschland im weltweiten Innovationsindex auf Platz eins. „Wir sind stark in Deutschland, was Patente betrifft. Aber wir bringen dann danach zu wenig in den Markt“, sagt Prof. Schmieder. Und genau da setzt das Silicon Valley Program an. „Wir sind aber kein Gründerzentrum“, macht der Professor klar. „Wir setzen erst später an.“

Ergebnisse wie beim WURI-Ranking, wo man auch in den vorhergehenden Jahren bereits in Einzelkategorien vordere Plätze belegt hat und auch im Gesamt-Ranking 2022 unter den Top 25 liegt, sorgen für Aufmerksamkeit. „Wir haben dadurch eine öffentliche und weltweite Aufmerksamkeit und Anerkennung“, so Prof. Schmieder. „Das hilft natürlich und öffnet Türen.“ Das gilt auch für den Namen des Leiters selbst.

Denn auch Prof. Schmieder erhielt jüngst eine Auszeichnung, wurde in Florenz als European Male Entrepreneurial Leader of the Year von der ACEEU (Accreditation Council for Entrepreneurial and Engaged Universities) geehrt.

Die Auszeichnungen waren auch noch einmal ein Grund für Landrat Josef Laumer zu einem persönlichen Besuch in Begleitung von Bürgermeister Ewald Seifert und Wirtschaftsreferenz Martin Köck in den Räumlichkeiten in Oberschneiding. „Viele verstehen gar nicht, was sich hier entwickelt hat. Das ist eine gigantische Leistung für die Region mit einer Außenwirkung weit über die Gemeinde Oberschneiding hinaus“, so der Landrat. „Es ist wichtig für die Öffentlichkeit, wenn wir nach außen transportieren können, was hier geschieht und was hier gemacht wird.“

Der Standort Oberschneiding entstand übrigens eher zufällig. „Das werde ich oft gefragt“, schmunzelt Prof. Peter Schmieder. „Es ist völlig egal, wo man das macht. Es ist wichtig, mit wem man es macht. Der Kontakt ist eher zufällig entstanden, aber das hat sofort funktioniert. Innerhalb von fünf Minuten hat Bürgermeister Ewald Seifert verstanden, um was es geht – das war faszinierend. Die Begeisterung und Unterstützung war zu spüren – vom Bürgermeister, der Gemeinde, aber auch den Wirtschaftsstellen am Landratsamt, dem Landrat.“ Dementsprechend stolz ist natürlich auch Bürgermeister Ewald Seifert über die Entwicklung: „Es sind bereits jetzt fünf Professoren hier tätig. Ich war von Anfang an von diesem Programm überzeugt und es ist natürlich auch eine Auszeichnung für unsere Gemeinde.“ Mit seinem Einsatz hat der Bürgermeister einen ganz entscheidenden Anteil am Erfolg.

Und die Entwicklung soll noch weiter gehen. In dieser Woche hat das neue neunmonatige Programm mit erneut sieben Teams begonnen. Außerdem steht auch die Zusage für ein Transformation Lab. Das heißt, ein Produkt, das im Silicon Valley entwickelt wurde, soll hier in der Region industrialisiert werden. „Ein sehr wichtiger Schritt für uns“, sagt Prof. Schmieder. „Die Region hier ist für so etwas geradezu ideal.“ In einem Radius von 50 Kilometern um Oberschneiding habe man genau die Industrie in allen Bereichen, die man brauche, um aus einzelnen Produkten eine Massenfertigung zu machen.

Vieles hat das BITZ in Oberschneiding bereits erreicht – Auszeichnungen, jährlich neue Teams, die ihre Ideen und Produkte zu einem Geschäftsmodell machen wollen, Top-Professoren, die Zusage für das Transformation Lab. Aber Wünsche gibt es natürlich auch noch: „Ein Investorennetzwerk wäre schön. Das fehlt uns noch“, sagt Prof. Schmieder. Das würde es erleichtern, interessierte Teams mit innovativen Ideen nach Oberschneiding zu bringen. „Und wir müssen auch unsere Erfolge im Nachgang noch etwas besser darstellen und nachverfolgen“, meint der Leiter. Denn bisher ist es gelungen, für alle Teams Investorengespräche und Pitches zu erreichen, teilweise – wie gerade erst jüngst im Frühjahr – direkt im Silicon Valley. Damit endet praktisch die Tätigkeit der Silicon Valley Schule. Denn wenn die Marktreife erreicht ist, stehen die Teams auf eigenen Füßen. Die Erfolge, die dann dabei erzielt werden, die wolle man aber noch besser darstellen.

Ja, und natürlich gehört zu den Wünschen auch jener nach einem Einhorn. Als solche werden Start-ups mit einer Marktbewertung von einer Milliarde US-Dollar vor einem geplanten Exit der Investoren bezeichnet. In einem jedenfalls ist sich Landrat Josef Laumer sicher: „Die Leute verstehen jetzt besser, um was es beim BITZ in Oberschneiding geht und was dort gemacht wird.“ Und für alle anderen gilt immer noch die Erklärung: Es ist ein bisschen wie in „Die Höhle der Löwen“ – nur professionell, wissenschaftlich, fundiert und mit nachhaltiger Wirkung.

Foto: Beim Besuch in Oberschneiding: Wirtschaftsförderer Martin Köck, Professor Peter Schmieder, Landrat Josef Laumer, Bürgermeister Ewald Seifert (von links).

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Nach der Verleihung des European Male Entrepreneurial Leader of the Year-Award in Florenz: Konrad Schmerbeck (2. Bürgermeister Oberschneiding), Professor Peter Schmieder, Ewald Seifert (Bürgermeister Oberschneiding, von links).