„Ein sogenannter Blackout ist äußerst unwahrscheinlich, vorbereitet sollte man aber dennoch sein“

21. Dezember 2022 : Entsprechende Vorbereitungen im Landkreis laufen seit Herbst
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Am besten es passiert nichts, aber wenn etwas passiert, dann gilt es vorbereitet zu sein. Was für den Katastrophenschutz im Allgemeinen gilt, wird auch bei den Vorbereitungen für einen möglichen Blackout umgesetzt. Es gilt, für den Fall der Fälle – mag er auch noch so unwahrscheinlich sein – Vorkehrungen zu treffen.

Im Landratsamt Straubing-Bogen laufen bereits seit dem Herbst unter Federführung des Sachgebiets Öffentliche Sicherheit und Ordnung entsprechende Vorbereitungen. „Ein flächendeckender langfristiger Blackout wäre per Definition ein Stromausfall, der sich mindestens auf ein Gebiet von Bayern bis hin zu ganz Süddeutschland erstreckt und auch länger als zwölf Stunden andauert“, erläutert Helmut Steinbauer von der Führungsgruppe Katastrophenschutz am Landratsamt.

In mehreren Sitzungen mit Kräften von Feuerwehr, Bundeswehr, THW, BRK, MHD, Polizei, zivilen Partnern und in Abstimmung mit den Gemeinden wurden Pläne erarbeitet, um im Notfall reagieren zu können. Dabei ist allen Beteiligten klar: die Auswirkungen eines solch langfristigen Blackouts wären gewaltig. Nach vier bis acht Stunden würde die gesamte öffentliche Telekommunikation ausfallen, Heizungen und Warmwasserversorgungen würden nicht mehr funktionieren, Supermärkte und Einzelhandel hätte geschlossen, Bankautomaten funktionieren nicht mehr, das Tanken wäre kaum mehr möglich.

„Unsere Katastrophenschutzplanungen orientieren sich an den im Landkreis vorhandenen Ressourcen, denn Hilfe von außen wäre bei einem solch großen überregionalen Stromausfall wohl kaum zu erwarten. Wir müssen mit dem planen, was wir vor Ort haben“, so der Kreisbrandrat Albert Uttendorfer. In erster Linie sind das die  Freiwilligen Feuerwehren und die Hilfsorganisationen mit ihren Helferinnen und Helfern. „Dazu rechnen wir noch mit Unterstützung durch das THW und der Bundeswehr vor Ort“, erläutert Steinbauer.

Priorität Nummer eins ist für die Aufrechterhaltung der Kommunikation, also die Möglichkeit der Verständigung zwischen dem Landratsamt, den Gemeinden, den Einsatzkräften sowie wichtigen Einrichtungen der kritischen Infrastruktur wie Krankenhäuser oder der Integrierten Leitstelle zur Entgegennahme von Notfallmeldungen. „Dazu müssen wir sicherstellen, dass die Notfallrettung und der Brandschutz funktionieren. Das heißt, dass die entsprechenden Einrichtungen alarmiert werden. Hier kommt uns der gute alte Analogfunk zugute, der neben dem Digitalfunk in unserem Landkreis weiterhin als Rückfallebene vorgehalten wurde. Der Notfallplan sieht eine entsprechende Notstromversorgung für diese analogen Funkstellen vor. Ebenso müssen wir organisatorische Maßnahmen ergreifen, um die Einsatzkräfte und die Kritische Infrastruktur mit dem notwendigen Treibstoff zu versorgen. Auch dazu gibt es Pläne für sogenannte Nottankstellen“, so Steinbauer.

Alle Gemeinden des Landkreises richten sogenannte „Leuchttürme“ ein. Diese Leuchttürme sollen den Bürgerinnen und Bürgern als Anlaufstelle dienen. Im Notfallplan wird den Gemeinden empfohlen, diese Leuchttürme drei Stunden nach einem Stromausfall zu besetzten und sukzessive die volle Einsatzbereitschaft rund um die Uhr herzustellen. Im Übrigen werden auch die Freiwilligen Feuerwehren angewiesen, in den Feuerwehrgerätehäusern nach drei Stunden eine Bereitschaft einzurichten.

Sollten Bürgerinnen und Bürger oder deren Familienangehörige in Not geraten oder medizinische Hilfe benötigen und gleichzeitig keine Möglichkeit mehr haben zu telefonieren, sollen sie zu dem Leuchtturm ihrer Gemeinde kommen. Von dort kann dann die notwendige Hilfe organisiert werden.

„Wir haben selbstverständlich auch die Alten-und Pflegeheime und weitere Einrichtungen im Fokus“, macht Steinbauer deutlich. Eine allumfassende Versorgung dieser Einrichtungen wird der Katastrophenschutz allerdings nicht leisten können. Alle bekannten Einrichtungen wurden schriftlich auf ihre Eigenverpflichtung hingewiesen, sich selbst ausreichend vorzubereiten, um Schaden von den Bewohnern abzuwenden. Aber klar ist auch: „Wir können nicht die Versorgung eines jeden einzelnen leisten. Hier sind die Privathaushalte auch aufgefordert, entsprechende Vorkehrungen zu treffen“, weiß Steinbauer.

Nur wenn alle zusammenhalten und gegenseitig unterstützen, lässt sich ein Blackout auch ohne entsprechende Schäden überstehen. Deshalb auch die Bitte: Jeder sollte auf Nachbarn und Mitmenschen schauen und dabei insbesondere an Familien mit Kleinkindern oder ältere Menschen denken. Wer zum Beispiel eine stromunabhängige Heizung (z.B. Holzofen) hat, kann den Mitmenschen die Möglichkeit geben sich, aufzuwärmen oder warme Babynahrung zuzubereiten. Hat jemand ein eigenes Notstromaggregat – vielleicht wohnt in der Nachbarschaft jemand, der ein medizinisches Gerät benutzt und auf geladene Akkus angewiesen ist.

Jeder sollte sich einen gewissen Vorrat an Lebensmitteln, Getränken und evtl. Babynahrung anlegen. Und auch an Taschenlampen mit den dazugehörigen Batterien denken, Kerzen sollten nur im äußersten Notfall genutzt werden. Man muss sich im Fall der Fälle auch darauf einstellen, pflegebedürftige Angehörige über einen gewissen Zeitraum selbst versorgen zu müssen. Stromabhängige medizinische Hilfsgeräte können nicht mehr funktionieren und soweit dies technisch möglich ist, sollten deshalb geladene Akkus/Ersatz-Akkus vorrätig sein. Auch an notwendige Medikamente sollte man denken.

Ganz wichtig ist auch, sich aktuelle Informationen zu beschaffen, was genau passiert ist und wie lange dieser Zustand noch andauern wird. Hier kann ein batteriebetriebenes Radio gute Dienste leisten oder das Autoradio. Die Katastrophenschutzbehörde wird ebenfalls versuchen, zum Beispiel mit Lautsprecherdurchsagen über die aktuelle Lage zu informieren.

„Ein sogenannter Blackout ist nach Einschätzung von Experten äußerst unwahrscheinlich, vorbereitet sollte man dennoch sein!“, sagt Helmut Steinbauer.

Aufstellung über die Einrichtungen, welche in den Gemeinden als Leuchttürme vorgesehen sind:

Rathäuser:

Aiterhofen (auch Salching), Kirchroth, Leiblfing, Mariaposching, Parkstetten, Straßkirchen („altes Rathaus“), Wiesenfelden

Feuerwehrgerätehäuser:

Aholfing (FGH Obermotzing), Atting, Bogen, Falkenfels,  Feldkirchen, Haibach, Haselbach, Hunderdorf, Irlbach, Loitzendorf, Mallersdorf-Pfaffenberg, Mitterfels, Neukirchen, Oberschneiding, Perkam, Rain, Rattenberg, Rattiszell, Sankt Englmar, Stallwang, Windberg

Sonstige Einrichtungen:

Ascha (Mehrzweckhalle), Geiselhöring (Labertalhalle), Konzell (Mehrzweckhalle), Laberweinting (Grundschule), Niederwinkling (Grundschule), Perasdorf (Bürgerhaus), Salching (Bürgersaal), Schwarzach (Grund-/Mittelschule)

 

Informationen und Broschüren zu dieser Thematik sind auch im Internet auf der Seite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe unter www.bbk.bund.de zu finden.