Maßnahmen gegen den Personalmangel tragen nun Früchte

04. April 2024 : Quereinstieg in die Kita: Herausforderung und Chancen
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Der allgemeine Personal- bzw. Fachkräftemangel in den Kindertagesstätten ist ein allgegenwärtiges Thema. So ist es mittlerweile eine große Herausforderung das notwendige Personal zu finden, um die gesetzlichen Vorgaben rund um den notwendigen Anstellungsschlüssel und die Fachkraftquote zu erfüllen. Um dieser Problematik ein Stück weit entgegenzuwirken, wirbt der Landkreis Straubing-Bogen bereits seit Ende 2021 intensiv für die Ausbildung zur Assistenzkraft. Das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales hat diesen neuen Ausbildungsweg ermöglicht.

Im September 2022 hat dann das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales das neue Gesamtkonzept zur beruflichen Weiterentwicklung und Fachkräftegewinnung präsentiert. Das Gesamtkonzept gliedert sich in drei verschiedene Blöcke (Block A: Ausbildung zur Assistenzkraft, Block B: Weiterbildung zur pädagogischen Ergänzungskraft, Block C: Weiterbildung zur pädagogischen Fachkraft) mit unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen. Mit diesem Gesamtkonzept ist es theoretisch möglich, zunächst mit der Ausbildung zur Assistenzkraft zu beginnen und dann schrittweise die Weiterbildung zur pädagogischen Ergänzungskraft und pädagogischen Fachkraft zu absolvieren. Die Kindertagesstätten sollten durch die entsprechende Richtlinie in die Lage versetzt werden, Assistenzkräfte mit der Qualifikation einer Tagespflegeperson in Kindertageseinrichtungen einzusetzen. Diese Assistenzkräfte sollten dann die pädagogischen Fach- und Ergänzungskräfte bei der pädagogischen Arbeit unterstützen und entlasten, sowie bei der Randzeitenbetreuung eingesetzt werden. Auch eine finanzielle Förderung im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel und ohne konkreten Rechtsanspruch erhalten die Kindertagesstättenträger für die Einstellung der Assistenzkräfte. Eine Anrechnung der Assistenzkräfte im sogenannten Anstellungsschlüssel bzw. auch bei der gesetzlich festgeschriebenen Fachkraftquote erfolgt ausdrücklich nicht. „Das Amt für Jugend und Familie des Landkreises Straubing-Bogen hat jedoch die Möglichkeit gesehen einfach engagierte Quereinsteiger für eine Tätigkeit in unseren Kindertagesstätten zu gewinnen. Durch das zusätzliche Personal und die damit einhergehende Entlastung und Unterstützung der pädagogischen Fach- und Ergänzungskräfte sollten sich auch deren Arbeitsbedingungen verbessern. Man merkte auch schnell, dass es wirklich eine Vielzahl an Personen gibt, welche an der Tätigkeit einer Assistenzkraft wirklich reges Interesse hatten und einfach die Chance für diesen Quereinstieg ergreifen wollten. Nach Beginn der intensiven Werbung für diese Tätigkeit haben immer mehr Träger der Kindertagesstätten solche Assistenzkräfte auch eingestellt bzw. ausgebildet“, erläutert Simon Müller, Sachgruppenleiter Kindertagesbetreuung.

Die VG Aiterhofen war einer der Vorreiter in diesem Bereich. „Mit unseren Quereinsteigern in den Kindertagesstätten konnten wir sehr motivierte und engagierte Mitarbeiterinnen akquirieren. Die besondere Motivation aufgrund des langersehnten Berufswunsches sind geprägt von Dankbarkeit diese Chance und Möglichkeit endlich nutzen zu können und sich beruflich zu verwirklichen. Die Vorerfahrungen aus anderen Berufsbereichen werden eingebracht und die Mitarbeiter erleben sich hier in diesen Kompetenzen noch bewusster. Wir als Leitungen profitieren davon, dass stets genügend Mitarbeiter im Dienst sind und in Zeiten von Fortbildungen und Krankheitsausfällen der regelmäßige Betrieb gesichert werden kann und keine Schließung von Gruppen oder eine Reduzierung der Öffnungszeiten notwendig wird“, heißt es von den dortigen Einrichtungsleitungen.

Im Landkreis Straubing-Bogen gelingt es, stetig neue Betreuungsplätze im Krippen- und Kindergartenbereich zu schaffen, weil die Kinderzahlen zuletzt gestiegen sind und auch die Betreuungsquote vielerorts ansteigt. Zusätzlich kommen noch etliche neue Betreuungsplätze für Grundschulkinder hinzu. Grund hierfür ist, dass ab August 2026 ein stufenweiser Rechtsanspruch auf Betreuung und Förderung für die Grundschulkinder in Kraft tritt. Aus diesen Gründen steigt eben auch der Bedarf an qualifizierten Personal.

Alleine der Vergleich der Jahre 2018 zu 2023 zeigt, dass der Kinderbetreuungsbereich stark gewachsen ist. So betreuten im Jahr 2018 noch 566 pädagogische Fach- und Ergänzungskräfte insgesamt 3.697 Kinder im Landkreis Straubing-Bogen. Im Jahr 2023 waren es dann schon 766 pädagogische Fach- und Ergänzungskräfte, welche insgesamt 4.872 Kinder betreuten. Tendenz weiter steigend. Der Anstellungsschlüssel der Kindertagesstätten im Landkreis Straubing-Bogen ist immer noch besser als der bayernweite Schnitt. Das Amt für Jugend und Familie ist sehr dankbar dafür, dass die Träger der Kindertagesstätten diesen guten Anstellungsschlüssel auch finanzieren, weil sich dies selbstverständlich auch direkt auf die Qualität der Kindertagesstätten auswirkt. Darüber hinaus ergibt sich daraus der Vorteil, dass es nur sehr selten zu etwaigen Einschränkungen (z. B. krankheitsbedingte Schließung) in der Kinderbetreuung kommt.

Seit dem Jahr 2021 haben ca. 100 Personen eine Geeignetheitsprüfung bei der Tagespflegevermittlungsstelle des Landkreises Straubing-Bogen zusammen mit den jeweiligen Kursen durchlaufen und arbeiten seither vielfach in den heimischen Kindertagesstätten. Dutzende weitere Personen haben sich über die Ausbildung zur Assistenzkraft bzw. das Gesamtkonzept des StMAS informiert. „Meine Weiterbildung zur Tagespflegeperson bei der GFI in Straubing, sowie die vor kurzem abgeschlossene Weiterbildung als pädagogische Ergänzungskraft des Modul 3 und 4 habe ich neben dem Kita-Praxisalltag außerhalb der Arbeitszeit absolviert. Meine Familie hatte großes Verständnis, das für mich sehr wichtig war in dieser Zeit. Die Freude an der Weiterbildung und mein berufliches Ziel, die modulare Weiterbildung bis in das Modul 5 zur pädagogischen Fachkraft zu erreichen treibt mich an. Ich habe nie gespürt, dass mich die Fachkräfte nicht akzeptieren würden. Im Gegenteil, sie haben mich als Quereinsteigerin - ich komme aus dem Einzelhandel - während meiner Weiterbildung und bei der Vorbereitung von Praxisprojekten für den Abschluss unterstützt. Ich finde es toll, dass es diese modulare Weiterbildungsmöglichkeit gibt und dem Personalmangel in den Kitas entgegengewirkt werden kann und somit ausreichend Kitaplätze für die Familien zur Verfügung stehen“, sagt Nadine Hoffmann über ihren Quereinstieg an der Kita Maria Schutz in Aiterhofen.

Das Amt für Jugend und Familie Straubing-Bogen freut es besonders, dass es durch das Gesamtkonzept die Möglichkeit gibt, Quereinsteiger/innen für die Kindertagesstätten im Landkreis Straubing-Bogen zu gewinnen und dem Personalmangel aktiv entgegenzuwirken. „Ganz ausdrücklich gilt es jedoch klarzustellen, dass diejenigen Personen, welche die eigentlich übliche Ausbildung zur/zum Erzieher/innen bzw. Kinderpfleger/innen absolvieren, auch zukünftig den größeren Anteil der pädagogischen Fach- und Ergänzungskräfte in den Kitas stellen sollen und deshalb weiterhin dringend benötigt werden. Das Gesamtkonzept soll lediglich ein weiteres Standbein zur Gewinnung neuer engagierter Kräfte im Kita-Bereich sein“, macht Simon Müller deutlich.

Nach Ansicht des Amtes für Jugend und Familie Straubing-Bogen bietet das Gesamtkonzept den Trägern der Kindertagesstätten auf jeden Fall viele neue Chancen. Anwerbung neuer Personen, Weiterbildung von bestehenden Kräften, Entlastung und Unterstützung der Fach- und Ergänzungskräfte durch die Assistenzkräfte, allgemeine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Krankheitsfälle können durch zusätzliches Personal besser ausgeglichen werden, Ausbau multiprofessioneller Teams (Quereinsteiger/innen mit anderen Abschlüssen bringen andere Erfahrungen/Stärken mit, welche sie in der Kita einbringen können), Ausbau der Randzeitenbetreuung. Auf der anderen Seite ist es auch klar, dass beispielsweise die Einarbeitung teilweise umfangreicher ist und oftmals einfach mehr Zeit bindet.

Foto: „Quereinsteigerin“ Nadine Hoffmann (links) bei ihrer Tätigkeit in der Kita Maria Schutz in Aiterhofen. (Foto: VG Aiterhofen)