„Das Thema wird bei uns immer noch massiv tabuisiert“

31. Oktober 2025: Fachtag der KoKi zum Thema traumatische Geburt und Wochenbettdepression
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Die Organisatorinnen beim Gruppenbild im Kulturforum Oberalteich

Einen ganz besonderen Fachtag hat die KoKi des Landkreises Straubing-Bogen vergangene Woche im Kulturforum in Oberalteich organisiert: Es ging um das Thema „Psychische Belastungen, Trauma und Wochenbettdepression“. Über 110 Teilnehmende aus dem Gesundheits- und pädagogischen Bereich und aus weiteren Facheinrichtungen – Schwangerenberatungen, Hebammen, Frühförderung, Erzieherinnen, Psychotherapeuten, Ärztinnen - waren dazu aus ganz Ostbayern (von Regensburg über Landshut bis zum hinteren Bayerischen Wald) in den Landkreis Straubing-Bogen gekommen.

„Das Thema wird bei uns immer noch massiv tabuisiert. Niemand spricht darüber, es wird geschwiegen und Symptome werden abgetan. Dabei haben die Symptome massive Auswirkungen auf die Bindung zum Kind und auf das Erziehungsverhalten, können im schlimmsten Fall sogar zum Suizid führen. Mit dem Fachtag wollte die KoKi dieses Thema zunächst für die Fachkräfte besser in den Fokus setzen“, erläutert Evelyn Jurgasch von der KoKi-Fachstelle am Landratsamt Straubing-Bogen, die gemeinsam mit Marina Luginger den Fachtag federführend organisierte.

Als Referentin konnte dafür auch Kim Kolb gewonnen werden. Sie ist Sozialpädagogin, Traumapädagogin, Traumafachberaterin und führt in Freising die Beratungspraxis „Sichtwechsel“. „Jede 7. Frau in Deutschland erlebt die Geburt ihres Kindes als traumatisch. Die Dunkelziffer ist zudem enorm hoch. 2021 wurde zudem belegt, dass 10 Prozent der Mütter Symptome einer akuten Belastungssituation bzw. einer Störung haben“, so Kolb. Mit dem Fachtag und dem Vortrag der Expertin sollten die Fachkräfte lernen, Symptome zu erkennen und darüber mit den betroffenen Frauen und Müttern ins Gespräch zu kommen und ggf. an weitere geeignete Fachkräfte zu verweisen. Angesprochen wurden dabei praxisnahes Wissen und Grundlagen zum Thema Trauma, psychische Belastungen und Wochenbettdepression, Wissen zu Verhaltensweisen und Symptomen betroffener Mütter und Kinder, Auswirkungen von Traumata bei Kindern und Handlungsstrategien für die Arbeit mit Betroffenen in Beratung, Wochenbett- und Familienbegleitung.

„Nur mit solchen Veranstaltungen, die die Thematik bewusster machen, lässt sich eine Enttabuisierung erreichen und nur so können Frauen beginnen, darüber zu sprechen“, machte die stellvertretende Landrätin Martha Altweck-Glöbl als Gast der Veranstaltung deutlich.

Dementsprechend positiv fiel auch das Fazit von Evelyn Jurgasch und Marina Luginger aus: „Das Feedback war überwältigend positiv und es wurde sehr häufig eine Weiterführung dieses Fachtages angeregt.“