Kein leichtes Jahr für die Niederwinklinger Wiesenbrüter

02. Juli 2021 : Gemeinsame Anstrengungen stellen einen wesentlichen Baustein im Wiesenbrüterschutz dar
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Trotz umfangreicher gemeinsamer Bemühungen von Seiten der Landwirtschaft und des Naturschutzes verhinderte der nass-kalte Mai den erhofften Bruterfolg bei den örtlichen Wiesenbrütern. Nichtsdestotrotz sind alle Beteiligten überzeugt, dass die gemeinsamen Anstrengungen einen wesentlichen Baustein im Wiesenbrüterschutz darstellen.

Zum Ende der Wiesenbrütersaison 2021 lud der Landschaftspflegeverband Straubing-Bogen e.V. (LPV Straubing-Bogen) beteiligte Landwirte, Jäger und die Gemeinde Niederwinkling zu einem gemeinsamen Ortstermin ein. Gleich zu Beginn blickte Bürgermeister Waas aus Niederwinkling auf die vergangenen Monate zurück und stellte fest, dass die Witterung dieses Jahr für unsere heimischen Wiesenbrüter sehr ungünstig war und daher kein gutes Brutjahr zu erwarten ist. Die Gebietsbetreuerin für Wiesenbrüter im Donautal vom Landesbund für Vogelschutz, Verena Rupprecht, stimmte ihm zu: „Leider wurde kein einziges Küken der Uferschnepfen und Brachvögel flügge, allerdings konnten einige Kiebitzküken erfolgreich in die Luft steigen, andere sind kurz davor.“

Dieses Jahr wurden erstmalig etwa 17 Hektar Wiese bei Niederwinkling großflächig durch einen Elektrozaun geschützt. Auf diese Weise sollen die Küken vor Prädatoren geschützt werden, bis wieder eine stabile Populationsgröße erreicht ist. Zudem wurden fünf zusätzliche kleinräumige Zäune auf weiteren Flächen errichtet, sobald Frau Rupprecht Brachvogelgelege sichtete. Alle angefragten Flächeneigentümer gaben erfreulicherweise ihr Einverständnis zu den Zäunungen, sodass schnell alle gefundenen Nester auch außerhalb der großräumigen Umzäunung vor Nesträuber geschützt werden konnten. „Bei einer gesunden Brachvogelpopulation und unter idealen Lebensraumbedingungen wären so außergewöhnliche Maßnahmen wie Zäunungen nicht nötig. Da aber der Bestand der Brachvögel in den letzten Jahrzehnten aus vielfältigen Gründen sehr stark zurückgegangen ist, kommt es auf jedes geschlüpfte Nest an,“ erklärte Verena Rupprecht.

Ursächlich für das sehr schlechte Wiesenbrüterjahr sind vermutlich wie immer in der Natur mehrere Faktoren, doch spielte das Wetter dieses Jahr eine größere Rolle. Das kalte Frühjahr sorgte dafür, dass die Vögel im Durchschnitt etwa zwei Wochen später mit der Brut begannen. Während der anhaltenden Regenfälle in der zweiten Maihälfte standen einige Nester unter Wasser und gingen verloren. Auch den frisch geschlüpften Küken machte das nasskalte Wetter zu schaffen. Ähnliche Phänomene wusste Rupprecht aus anderen Wiesenbrütergebieten in Bayern zu berichten. Dennoch konnten die Vogelschützer auch bereits positive Effekte der Maßnahmen beobachten. Das erste Mal seit einigen Jahren sind erfolgreich Küken der Uferschnepfe geschlüpft. Auch wenn diese leider nicht flügge wurden, sei dies schon ein kleiner Fortschritt, so Rupprecht. „Schließlich gibt es von dieser Art in Niederbayern nur noch drei bis vier Brutpaare“.

Manuela Kern, Naturschutzreferentin am Landratsamt Straubing betonte, dass mit der Zäunung und der hochwertigen Lebensraumausstattung – nicht zuletzt über den Vertragsnaturschutz- zentrale Parameter für den Wiesenbrüterschutz erfüllt seien. Ausfälle durch Wetterkapriolen lägen in der Natur der Sache und zeigen umso mehr die Wichtigkeit, die greifbaren Stellschrauben zu nutzen. Zudem könne ohne Unterstützung der Landwirtinnen, Landwirte und Jäger vor Ort wenig für die Wiesenbrüter getan werden. Sie bedankte sich bei den anwesenden Landwirten und vergaß nicht zu erwähnen, dass „nur in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft, wirkungsvoller Wiesenbrüterschutz möglich ist“. Sowohl der LPV Straubing-Bogen, als auch die Gebietsbetreuerin bestätigten die Aussage von Frau Kern und ergänzend gab Rupprecht zu verstehen, dass die Zusammenarbeit während der Saison unkompliziert funktionierte und die Mahd der Wiesen gut abgesprochen wurde. „Verluste von Küken durch die Mahd kann ich weitestgehend ausschließen“, so Rupprecht.

Das Projekt wird über die Regierung Niederbayern aus Mitteln des Umweltministeriums finanziert. Als Träger dieser Maßnahme freut sich der Landschaftspflegeverband insbesondere über das Engagement seiner Partnergemeinde Niederwinkling. Diese unterstützte das Vorhaben und lies den Zaun durch den Bauhof regelmäßig ausmähen. Bürgermeister Waas möchte sich von ersten Misserfolg nicht abhalten lassen und sprach bereits für das folgende Jahr seine Unterstützung zu.

Foto: Julia Schnurrer (LPV), Max Stiglmeier (örtlicher Jäger), Manuela Kern (Fachlicher Naturschutz Landratsamt Straubing-Bogen), Niederwinklings Bürgermeister Ludwig Waas, Anna Jirosch (Projektkoordinatorin LPV), Verena Rupprecht (Gebietsbetreuerin für Wiesenbrüter im Donautal, LBV), Johann Tremmel, Jakob Wittmann, Hubert Reich und Josef Venus (Landwirte und Jäger, von links) beim Ortstermin im Niederwinklinger Moos. (Foto: LPV Straubing-Bogen)

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Noch bis Mitte Juni ertönte der typische Kükenwarnruf der Brachvögel über den Wiesen in Niederwinkling (Foto: Ralph Sturm)