Landwirte werden „Wiesenschafftler“

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Mit fünf Landwirten aus den Gemeinden Parkstetten, Geiselhöring, Wiesenfelden und Laberweinting startete heuer das Projekt „Wiesenschafftler-Landwirt“ im Landkreis Straubing-Bogen. Dabei handelt es sich um ein landkreisübergreifendes Projekt der niederbayerischen Biodiversitätsberatung. In dessen Rahmen werden vorab festgelegte Zeigerpflanzen auf artenreichen Wiesen durch die Landwirte, die die Flächen auch bewirtschaften, gezählt. Zur besseren Vergleichbarkeit der Ergebnisse wird dabei nach einem standardisierten Verfahren vorgegangen. Das jährliche Beobachten der Pflanzenarten ermöglicht dann Rückschlüsse auf den Zustand und die Entwicklung artenreichen Grünlands im Landkreis sowie Zusammenhänge u. a. mit der Bewirtschaftung.

„Wiesenschafftler-Landwirt“ ist an das österreichische Vorbild „Biodiversitätsmonitoring mit Landwirt/innen“ angelehnt. Durch das Erfassen der Pflanzen soll das Augenmerk der beteiligten Landwirte und der Bevölkerung auf die Schutzwürdigkeit und die Ökologie artenreicher Wiesen gelenkt werden. „Man lernt seine Flächen noch besser kennen und setzt sich noch intensiver mit der Umwelt auseinander“, zieht ein teilnehmender Landwirt ein erfreuliches Fazit. Häufig wird nämlich ganz vergessen, welchen ökologischen Schatz artenreiche Wiesen bewahren und wie wertvoll sie unter anderem für den Erhalt der örtlichen oder gar überregionalen biologischen Vielfalt sind. „Es hat sich gezeigt, dass mehr als 40 verschiedene Pflanzenarten auf artenreichen Wiesen nebeneinander vorkommen können. Der große Blütenreichtum lockt dann auch entsprechend viele Insekten an. So entstehen richtige Biodiversitäts-Schwerpunkte.“, betont Martina Kiermaier, Biodiversitätsberaterin am Landratsamt Straubing-Bogen, die Bedeutung von artenreichem Grünland.

Bei einer Teilnahme am Projekt werden die Landwirte von den zuständigen Biodiversitätsberatern an den Landratsämtern auf ihren eigenen artenreichen Wiesen zum „Wiesenschafftler“ geschult. Der Name setzt sich treffenderweise zusammen aus „Wiesen schaffen“, „Wissenschaft“ und „gschaftln“ im positiven Sinne. Zum einen schaffen und erhalten die Landwirte mit einer naturschonenden Bewirtschaftung ihrer Wiesen einen wertvollen Lebensraum. Zum anderen liefern sie mit ihren Beobachtungen wichtige Anhaltspunkte, wie sich unterschiedliche Bewirtschaftungsformen auf die Entwicklung und den Artenreichtum von Wiesen auswirken können. Damit tragen die Landwirte dazu bei, neue Erkenntnisse über diesen besonderen und immer seltener werdenden Lebensraum zu sammeln und können gleichzeitig ihr Wissen über ihre eigenen Wiesen, deren Artenvielfalt und die Zusammenhänge vertiefen und weitergeben.

Die niederbayernweite Koordination für das Projekt übernimmt Anja Dichtl an der Höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern. Bei ihr laufen die Fäden des Projektes zusammen: „In insgesamt fünf niederbayerischen Landkreisen konnten heuer Landwirte für das Projekt gewonnen werden. Einige von Ihnen beobachten neben Pflanzen- auch Tierarten wie z.B. die Ankunft und die Nesterbelegung der Schwalben. Das kann bei der Einschulung vor Ort individuell und je nach Interesse der Landwirte gemeinsam festgelegt werden.“ In den kommenden Jahren sind weitere Teilnehmende gesucht. Interessierte Landwirte mit artenreichen Wiesen aus dem Landkreis Straubing-Bogen können sich gerne unter tel. 09421/973306 näher informieren. Interessenten aus dem Stadtgebiet können sich an die Biodiversitätsberaterin der Stadt Straubing, Anna Stöttner unter tel. 09421/94482198 wenden.

Foto: Standardisiertes Vorgehen: Auf den Beobachtungsflächen wird ein Mittelpunkt markiert. Rund um diesen Mittelpunkt wird mit Hilfe einer 5 m langen Schnur ein kreisförmiger Bereich festgelegt. In diesem Bereich können bis zu fünf Zeigerpflanzen beobachtet werden. Die genaue Individuenzahl wird durch den teilnehmenden Landwirt einmal im Jahr gezählt und auf einem Beobachtungsbogen eingetragen. (Foto: Martina Kiermaier)